Frühaufsteher

Innerhalb von nur 10 Tagen ist der Garten aus tiefem Schneeschlaf zu summender Frühlingsaktivität erwacht. Knapp 20 Grad Tagestemperatur locken erste Insekten ans Licht, während die Meisen Hormonflutwellen erleben und die Kraniche hoch am Himmel den Frühling herbeitröten. Hier sind die Vorsaison-Besucher unter meinen Mitbewohnern:

11 Tage später sonnt sich dieser Zitronenfalter (Gonepteryx rhamni) an der Garagenwand.

Zitronenfalter sind viel härter als sie aussehen. Frosthart bis minus 20 Grad, mit Glycerin als Frostschutzmittel im „Blut“. Sobald sie „auftauen“ fliegen sie auch. Dies hier ist ein Männchen, die Weibchen sind gar nicht wirklich gelb.

Diese Honigbiene Apis mellifera weiß, was Erleichterung bedeutet.

Die Honigbiene dürfte die Sonne besonders herbeigesehnt haben: Sobald die Temperaturen es erlauben, fliegen alle raus – aufs Klo! Um keine Krankheiten zu verbreiten, koten Bienen nämlich nicht im Stock. Da sammelt sich dann so einiges an im Winter. Sobald es geht: Schnell raus und alles loswerden, Reinigungsflug nennen das die Imker. Fliegen verbraucht allerdings viel Energie, und die Vorräte gehen schon zur Neige. Der blühende Haselstrauch ist deshalb ein willkommenes Pollenbüffet – und wird dankbar zum Großeinkauf genutzt.

Ein Hainschwebfliegen-Mädchen (Episyrphus balteatus)

Das All-You-Can-Eat-Büffet am Hasel lockt verschiedenes Publikum. Das Hainschwebfliegenweibchen könnte ihren Winterurlaub im Gegensatz zu uns hinter sich haben: Diese Fliegen überwintern südlich der Alpen oder Pyrenäen. Dann hätte sie sich den Pollensnack redlich verdient. Ihre Bemalung soll nach Wespe aussehen.

Das dagegen ist eine echte Wespe. Außerdem eine künftige Staatsgründerin: Die Königin der Deutschen Wespe (Vespula germanica) hat überwintert und lässt die Sonne ihren Stoffwechsel aufwecken. Man erkennt sie am Gesicht. (Die drei Punkte sind typisch).

Eine Baumhummel (Bombus hypnorum)

Noch eine Königin: Diese Baumhummel wird ihr Nest oberirdisch anlegen, vielleicht in einem alten Vogelnest. Bei der Bestimmung hab‘ ich mir helfen lassen – diese Art war mir letztes Jahr nicht begegnet.

Eine kleine Sandbiene hat sich ebenfalls vorgewagt.
Vierfleckiger Kugelmarienkäfer (Exochomus quadripustulatus)

Der Vierfleckige Kugelmarienkäfer mag neben Blatt- auch Schildläuse! Ihre Vermehrungsbemühungen auf unserem Apfelbaum sehe ich daher mit Wohlwollen. Wenn mein Schatten auf die beiden fiel, trug sie ihn einfach wieder in die Sonne – ohne den Akt zu unterbrechen.

Ein Blattrandrüssler, vielleicht der Gestreifter Blattrandkäfer (Sitona lineatus), meinen die Experten.

Besuch auf dem Kaffeetisch. Von diesen Blattrand-Rüsslern gibt es verschiedene ähnliche. Laut Artprofil begegnet man ihm ab April, aber da er das nicht gelesen hat, kann er auch im Februar die Sonne genießen.

Ich mochte meinen Winter-Garten mit der weiß-wattige Stille, den Eisblumen am Fenster des Gartenhäuschens, den Mäusespuren im Schnee und den funkelnden Schneekristallen im Sonnenschein. Trotzdem freut es mich, dass meine Gartenbewohner den Auftakt zur Frühlingssaison gefeiert haben – Insektenparties werden schließlich bis auf weiteres die einzigen Großveranstaltungen bleiben, die man besuchen darf….

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Comments

  1. Ein wunderbarer Gartenblog. Ich verbinde mit Frühling immer das setzen und aufblühen im Garten. Die Sonne kommt wieder heraus, es wird wärmer und man kann endlich in den Garten…

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